Das Knie ist das Gelenk, das am häufigsten von arthrotischen Veränderungen betroffen ist1. So liegt das Risiko, im Laufe des Lebens an einer symptomatischen Kniearthrose zu erkranken, bei etwa 45 Prozent1. Erste Anzeichen können sich schon im mittleren Lebensalter einstellen.2 Um Schmerzen und Bewegungsbeeinträchtigungen zu lindern und operative Eingriffe (z. B. künstlicher Gelenkersatz) zu verzögern oder zu vermeiden, sollte rechtzeitig eine geeignete Behandlung eingeleitet werden.
Mediziner bezeichnen den fortschreitenden Knorpelabbau im Knie (Kniegelenksarthrose) auch als Gonarthrose. Die Gonarthrose wird definiert als degenerative (verschleißbedingte), primär nicht entzündlich bedingte chronische Erkrankung des Kniegelenks.2 Im Krankheitsverlauf kommt es zu einem fortschreitenden Knorpelverlust, infolgedessen die Beschwerden wie z. B. Steifigkeitsgefühl, Schmerzen, Bewegungseinschränkungen zunehmen. Typischerweise wechseln sich akut schmerzhafte und klinisch stumme (also symptomfreie) Krankheitsphasen ab, wobei die beschwerdefreien Intervalle mit der Zeit immer kürzer werden.
Die Ursachen dafür, dass sich eine Arthrose im Knie entwickelt, sind vielfältig: Neben einer gewissen Veranlagung spielt sicherlich auch eine Rolle, dass das Kniegelenk in Alltag, Sport und Beruf oftmals hohen Belastungen ausgesetzt ist, sodass Verletzungen und Verschleißerscheinungen besonders häufig auftreten. Die Zeichen einer beginnenden Kniearthrose machen sich oftmals schon im mittleren Lebensalter ab ungefähr 35 Jahren bemerkbar. So ist es nicht verwunderlich, dass bei rund der Hälfte aller über 45-Jährigen entsprechende Veränderungen im Röntgenbild erkennbar sind. Dies ist übrigens auch bei fast allen über 70-Jährigen der Fall. Frauen sind etwa 4-mal so häufig betroffen wie Männer. Bemerkenswert ist auch, dass sich sportbedingte Früharthrosen des Knies bei praktisch allen Fußballern finden.3
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Krankheitsbild
Arthrose im Knie (Gonarthrose)
Fortschreitender Abbau von Gelenkknorpel im Knie
Akut schmerzhafte und symptomfreie/-arme Phasen wechseln sich ab
Symptome: Schmerzen als Leitsymptom, Bewegungseinschränkungen, Versteifungen
Primäre Kniearthrose: Ursache nicht feststellbar.
Sekundäre Kniearthrose: z. B. infolge von Fehlstellungen, Überbeanspruchung, Verletzungen
Hintergrundwissen: Aufbau und Funktion des Kniegelenks
Das Kniegelenk ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers. Es handelt sich um ein sogenanntes Scharniergelenk, das eine bewegliche Verbindung zwischen Oberschenkelknochen (1, Femur), Kniescheibe (2, Patella) und Schienbein (6, Tibia) herstellt. Auf diese Weise wird nicht nur die Beugung und Streckung des Knies ermöglicht in gebeugtem Zustand können auch Drehbewegungen (Ein- und Auswärtsrotation) durchgeführt werden. Strukturen wie z. B. Kreuzbänder (3), Meniskus (4) und Seitenbänder (5) stabilisieren die Bewegungen des Gelenks.
Eigentlich besteht das Kniegelenk aus drei Anteilen, da das Gelenk zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein (Femorotibialgelenk) in zwei Abschnitte unterteilt wird.
Gelenk zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein – innerer Anteil
Gelenk zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein – äußerer Anteil
Gelenk zwischen Oberschenkelknochen und Kniescheibe (Femoropatellargelenk)
Je nachdem, ob ein, zwei oder alle drei Gelenksanteile von Arthrose betroffen sind, sprechen Ärzte von einer uni-, bi- oder trikompartimentellen Gonarthrose.2
Diagnose Kniearthrose und jetzt?
Arthrose ist eine chronische Erkrankung, die bis heute nicht geheilt werden kann. Dennoch ist eine gezielte Behandlung wichtig, da diese die Schmerzen zuverlässig lindern, die Beweglichkeit verbessern und auch das Fortschreiten der Erkrankung verzögern kann. Auf diese Weise kann die Lebensqualität der Betroffenen erhalten oder deutlich verbessert werden. Zudem steigen die Chancen, den künstlichen Gelenkersatz als letzte Therapieoption möglichst weit nach hinten zu verschieben. Der erste Ansprechpartner bei Kniebeschwerden ist der Hausarzt.
Die Überlastung des Kniegelenks gilt als wesentlicher Risikofaktor für die Entwicklung bzw. für das Fortschreiten der Erkrankung. Jedes Kilogramm mehr auf den Hüften bedeutet eine Mehrbelastung für das Kniegelenk von etwa 3 Kilogramm. Daher spielt die Reduktion von Übergewicht eine wichtige Rolle, um das Kniegelenk zu entlasten. Eindrücklich: In einer großangelegten Studie konnte gezeigt werden, dass bei übergewichtigen Frauen mit Kniearthrose bereits durch eine Gewichtsreduktion von 5 Kilogramm eine Besserung der Beschwerden um 50 Prozent erreicht werden konnte.
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Sanfte Sportarten
Die goldene Regel für gesunde Gelenke lautet: Viel bewegen, wenig belasten. Denn durch Bewegung wird die Versorgung des Knorpels mit Nährstoffen unterstützt. Dabei kommt es jedoch darauf an, das Gelenk möglichst wenig zu belasten. Ungünstig sind z. B. Ballsportarten mit schnellen Richtungswechseln, Stoß- und Sprungbelastungen. Zu den kniefreundlichen Sportarten zählen dagegen z. B. Schwimmen und Radfahren. Der Vorteil ist hier, dass das Gewicht des Körpers nicht auf den Knien lastet. Um von den positiven Effekten zu profitieren, müssen auch hier einige Aspekte beachtet werden: Beim Schwimmen ist der richtige Beinschlag wichtig statt der Froschbewegung (wie beim Brustschwimmen) sollte nur die Paddelbewegung (wie beim Kraulen) ausgeführt werden. Beim Radfahren zählt die richtige Sattelhöhe (nicht zu niedrig einstellen!) außerdem sollten möglichst ebene Routen gewählt werden.
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Übungen bei Kniearthrose
Wer unter Kniearthrose leidet, neigt dazu, Bewegung zu vermeiden. Dabei ist es wichtig, dass das Knie regelmäßig (aber sanft!) bewegt wird. Auf diese Weise wird nicht nur die Versorgung des Knorpels unterstützt, sondern auch die Muskulatur rund um das Kniegelenk trainiert.
Das Knie ist im Alltag ständig immensen Belastungen ausgesetzt. Doch mit etwas Know-How lassen sich diese Stressfaktoren reduzieren. Gift für die Knie sind z. B. längeres Stehen oder Gehen, das Tragen schwerer Lasten sowie harte Schuhsohlen. Mit einigen einfachen Tricks hilft die sogenannte Knieschule dabei, den Alltag möglichst kniefreundlich zu gestalten und eine übermäßige Beanspruchung der Gelenke zu vermeiden.
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Wichtig bei Kniearthrose: Das richtige Schuhwerk
Schuhe mit hohen Absätzen sind echter Stress für die Kniegelenke: Durch eine leichte Beugung in den Knie- und Hüftgelenken führen Sie zu einem höheren Druck auf der Kniescheibe. In der Folge wird die Versorgung des Gelenkknorpels gestört. Frauen, die z. B. aus beruflichen Gründen nicht vollständig auf hohe Absätze verzichten können, sollten sie zumindest nur einige Stunden tragen und immer flache Schuhe zum Wechseln in der Handtasche haben. Übrigens: Auch harte Schuhsohlen (z. B. dünne Ledersohlen), zu kleine oder zu enge Schuhe tun den Gelenken nicht gut.
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Quellen: 1 M. Räuchle, M. Cemerka, B. Elbenberger, M. Breitenseher. Arthrose Update 2012. Radiologe 2012; 52:149-155. 2 P Diehl et al. Konservative Therapie der Gonarthrose. Der Orthopäde 2013; 42:125-139. 3 J. Rohde. Die Gelenkschule gelenkgerechtes Verhalten im Alltag für alle Extremitätengelenke. Manuelle Medizin 2003: 41:189-198.
Weitere Literaturverweise: Der Brockhaus Gesundheit. Schulmedizin und Naturheilkunde, Arzneimittel, Kinderheilkunde und Zahnmedizin. 8., aktualisierte und überarbeitete Auflage, 2010. F. A. Brockhaus in der wissenmedia GmbH, Gütersloh/München. Anatomie und Physiologie. Weiße Reihe. 9. Auflage, 2013. Urban & Fischer. Elsevier GmbH, München.
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